Ort:
StadtWERKSTATT Friedrichshain-Kreuzberg auf dem Dragonerareal/Rathausblock, Obentrautstraße 19-21, 10963 Berlin, hinter dem Finanzamt Kreuzberg am Mehringdamm
Anlass/Ausgangslage
Im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg stehen mehrere großmaßstäbliche Bauvorhaben zur Diskussion, bei denen zentrale Fragestellungen im Umgang mit dem Gebäudebestand exemplarisch sichtbar werden. Die Stadtwerkstatt am 21. Oktober 2025 greift drei dieser Projekte auf, um an ihnen die Herausforderungen und Potenziale einer gemeinwohlorientierten Bauwende zu diskutieren – also einer Strategie, die den Erhalt, Umbau und die Weiterentwicklung bestehender Bausubstanz gegenüber einem vollständigen Abriss priorisiert.
Ziel der Stadtwerkstatt ist es, die gemeinwohlorientierte Bauwende im Bezirk anhand konkreter Standortprojekte konstruktiv voranzubringen. Die Veranstaltung bietet Raum für Austausch zwischen Verwaltung, Fachöffentlichkeit, Zivilgesellschaft und Projektakteuren – mit dem Ziel, die Entwicklung der drei diskutierten Standorte jeweils einen Schritt weiter in Richtung Bestandserhalt, soziale Nutzung und kooperative Planung zu führen (entsprechend zur LokalBau-Strategie des Bezirks). Dabei sollen konkrete Handlungsmöglichkeiten identifiziert und vernetzte Strategien gestärkt werden, um Abrisslogiken etwas entgegenzusetzen und gemeinwohlorientierte Alternativen sichtbar und umsetzbar zu machen.
Im Zentrum stehen drei aktuelle Fallbeispiele:
Programm der Veranstaltung (Ablauf)
17:30 Uhr Begrüßung, durch LokalBau und Stadtrat Schmidt
17:40 Uhr Erklärung zum Ablauf und zu den Zielen der Veranstaltung
Ziele der Veranstaltung benennen:
- Verständnis zum Stand des Prozesses am jeweiligen Projekt;
- Kooperation ermöglichen zwischen Zivilgesellschaft, Verwaltung, Politik;
- Vernetzung aufbauen zwischen Akteuren mit gemeinsamen Zielen;
- Mobilisierung von Akteuren zur Kooperation
17:50 Uhr Inputs zum generellen Thema „Umbau statt Abriss“ und zu den 3 Projekten
Input 1, 20 Minuten: Vortrag zur lokalen Bedeutung der Bauwende, Theresa Keilhacker
Input 2, ca. 25 Minuten: Darstellung der 3 bezirklichen Beispielprojekte im Vergleich – unterschiedliche Ausgangssituationen, Magnus Hengge, LokalBau
18:30 Uhr AG-PHASE: Aufteilung in Arbeitsgruppen zu den einzelnen Projekten
1. Hafenplatz – Wohn-Megastruktur im Umbruch
Das in den 1970er Jahren errichtete Wohnensemble im Gebiet Hafenplatz befindet sich in privatem Eigentum und ist vollständig bewohnt. Der Bestand ist städtebaulich prägend, sozial sensibel und architektonisch markant. Die Eigentümer verfolgen eine langfristige Abriss- und Neubauperspektive. Der Bezirk strebt hingegen den Erhalt des Bestands an, insbesondere unter Berücksichtigung sozialer, städtebaulicher und klimapolitischer Zielsetzungen. In der Auseinandersetzung prallen verschiedene Interessenlagen aufeinander – zwischen spekulativ orientierter Projektentwicklung und gemeinwohlorientierter Planungshoheit. Der Genehmigungsprozess ist offen, eine umfassende Bewertung von Sanierungsoptionen steht aus.
- SEZ – Symbolfall für den Umgang mit Ostmoderne und Zivilgesellschaft
Das ehemalige Sport- und Erholungszentrum (SEZ) ist ein leerstehendes Großbauwerk aus der späten DDR-Zeit, das bis Mitte 2024 in Teilbereichen genutzt wurde. Eigentümerin ist das Land Berlin, die städtebauliche Entwicklung liegt auf Grundlage des Bebauungsplans 2-43 in Zuständigkeit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Die landeseigene WBM wurde mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt, deren Grundlage ein städtebaulicher Wettbewerb bildet. Der von der Jury favorisierte Entwurf sieht einen Totalabriss vor – obwohl ein alternativer Beitrag einen Teilerhalt vorschlug. Zivilgesellschaftliche Akteure fordern unter Verweis auf Klimaziele und Baukultur einen Erhalt des Bestands. Parallel wurde die Prüfung der Denkmaleigenschaft neu angestoßen, leider aber erneut abschlägig vom Landeskonservator bewertet. Die Auseinandersetzung verdeutlicht den Bedarf an Beteiligung, Transparenz und langfristiger Bewertungsfähigkeit im Umgang mit großmaßstäblichem Bestand.
3. Baerwaldbad – Reaktivierung eines Denkmals
Das Baerwaldbad ist ein denkmalgeschütztes Hallenbad-Ensemble mit zwei Beckenbereichen unterschiedlicher Bauzeit. Der Gebäudekomplex befindet sich im Eigentum des Bezirks und steht seit 2017 leer. Eine umfassende Instandsetzung übersteigt die finanziellen Möglichkeiten des Bezirks. Eine vorliegende Machbarkeitsstudie empfiehlt eine sogenannte „trockene Nutzung“ mit sportlichem Schwerpunkt, ergänzt um kulturelle oder gewerbliche Anteile. Zurzeit stehen die bauphysikalische Sicherung und die Entwicklung eines tragfähigen Betriebskonzepts im Fokus. Der Bezirk strebt ein zukunftsfähiges Nutzungskonzept an, das ohne vollständige öffentliche Finanzierung umsetzbar ist. Der Prozess befindet sich in einer frühen Phase, grundlegende Entwicklungsfragen sind offen.