Eine Chance für das ICC Berlin

Mit Bedauern hat der Vorstand der Architektenkammer Berlin festgestellt, dass der vorliegende Entwurf des Koalitionsvertrages keine Aussage zur Zukunft des International Congress Centrum (ICC) Berlin enthält. Aus diesem Grunde hat sich die Architektenkammer Berlin entschlossen, einen Offenen Brief zur Zukunft des ICC an die designierte Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey und ggf. weitere Senatsverwaltungen auf den Weg zu bringen.

Wir von Aktiv für Architektur unterstützen diese Initiative:

„Das ICC Berlin ist ein Bau von überragender Bedeutung: Errichtet wurde es 1973 – 79 nach Plänen von Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte im Auftrag des Landes Berlin und war seit Eröffnung eine einzigartige Großstadtskulptur und monumentale Landmarke, die Berlin als Stadt der Zukunft kennzeichnete. Als Höhepunkt der sogenannten High-Tech-Architektur gilt es als einer der wichtigsten deutschen Bauten der Nachkriegszeit und begeistert noch heute durch seine als Gesamtkunstwerk angelegte Ausstattung. 2019 wurde der Bau aufgrund seiner außergewöhnlichen Bedeutung und seines guten Erhaltungszustandes auch auf die Berliner Landesdenkmalliste mit großer öffentlicher Resonanz eingetragen, nachdem sich lange Jahre diverse Institutionen hierfür eingesetzt haben.

In der vergangenen Legislaturperiode waren – aufgrund eines vorangegangenen Senatsbeschlusses und eine Willenserklärung in der alten Koalitionsvereinbarung – wichtige Schritte zu einer Reaktivierung begonnen, die allerdings aufgrund der Corona-Pandemie wohl eingestellt worden sind. Gleichwohl haben die Berliner Festspiele im Oktober dieses Jahres mit dem Kunstfestival „The Sun Machine Is Coming Down“ das Gebäude mit großem Interesse in Berlin und weltweit für einen Zeitraum von 10 Tagen wiedereröffnet. Hiermit wurde der Beweis angetreten, dass das Gebäude weiterhin zu nutzen ist und als außergewöhnlicher Berliner Ort an Attraktivität in den letzten Jahren außerordentlich gewonnen hat.

In einer Stadt, in der alle Art von Räumen und insbesondere für Kunst, Kultur und Kongress immer knapper werden, und vor dem Hintergrund der – auch in der Koalitionsvereinbarung festgehaltenen – Notwendigkeit den Bestand aus ökologischen Gründen weiter zu nutzen, halten wir es für geboten ein solch herausragendes Bauwerk wie das ICC nicht links liegen zu lassen.

Bereits das durch die Senatswirtschaftsverwaltung durchgeführte Interessensbekundungsverfahren hat 2019 das große Interesse diverse Projektentwickler am ICC gezeigt, und auch aktuell überlegen unterschiedlichste Initiativen wie eine Wiederbelebung des Bauwerks auch gemeinwohlorientiert möglich ist. Allen Beteiligten ist bewusst, dass dies aufgrund der Größe des Gebäudes und der vielen Rahmenbedingungen wie Brandschutz, Schadstoffe, Denkmalschutz und modernen Nutzungsanforderungen eine fordernde Aufgabe ist. Wir stehen dafür zur Verfügung unser Wissen und unsere Erfahrung in diesen Prozess miteinzubringen.

Geben Sie dem ICC seine Chance!“