Das Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren (ILEK) der Universität Stuttgart ist beim Valisierungswettbewerb „Plusenergiehaus mit Elektromobilität“ des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) mit dem ersten Preis ausgezeichnet worden.
Visualisierung: Werner Sobek
Der unter der Leitung von Professor Werner Sobek eingereichte Entwurf zeigt das Potenzial auf, welches aus der bisher ungekannten Verknüpfung der Energieströme zwischen der entstehenden Elektromobilität und unserer gebauten Umwelt erwächst. Architektonisch verkörpert er diese spektakulär durch einen gläsernen „Showcase“, der alle hierfür energetisch relevanten Komponenten rational organisiert und elegant zur Schau stellt.
Über die Möglichkeit hinaus, zukünftig Einfamilienhäuser in Breitenanwendung zu bauen, die weit mehr regenerative Energie erzeugen, als sie benötigen – also auch in der Lage sind, ebenso die E-Mobile der Bewohner vollständig mit Energie zu versorgen – zeigt der Entwurf auf, dass Gebäude zukünftig so entworfen und konstruiert werden können, dass nach ihrer Nutzung ein sortenreines Recycling aller Baumaterialien problemlos möglich ist. Die ganzheitliche Betrachtungsweise des interdisziplinären Entwurfsteams erweitert den Begriff des „Nachhaltigen Bauens“ hierdurch um wichtige, beispielsweise beim SolarDecathlon Wettbewerb bisher vernachlässigte Zusammenhänge. Die Eröffnung des Forschungs- und Anschauungsobjekts des BMVBS in Berlin ist für Mitte 2011 geplant.
Architektur und Energie Ein gläserner Versorgungskern fungiert als energetisches und architektonisches Bindeglied zwischen den mobilen und immobilen Lebensbereichen der Bewohner. Während sich zur Gartenseite ein kompaktes Gebäudevolumen anschließt, dient zur Straßenseite hin eine offene, ungedämmte Rahmenkonstruktion der Öffentlichkeit als großes „Showcase“, welches Informationen vermittelt und zum Interagieren einlädt. Der Schwerpunkt der Innovation liegt hierbei in der Schnittstelle der Energieströme und Speicherkapazitäten zwischen dem Plusenergiehaus und der Mobilität der Zukunft. Das Konzept der horizontalen Dreiteilung in Plusenergiehaus, Energiekern und „Showcase“ verkörpert diesen Ansatz in signifikanter Architektur. Durch die optimale räumliche Ausrichtung und der Optimierung der solaren Gewinne Richtung Süd-Ost bei gleichzeitiger Minimierung der Verluste Richtung Nord sowie der weitreichenden architektonischen Integration von Photovoltaik und Solarthermie wird mehr Energie produziert als zur Versorgung des Gebäudes und der Fahrzeuge notwendig ist. Diese zusätzliche Energie wird in das öffentliche Netz eingespeist und trägt zur Erhöhung des regenerativ erzeugten Anteils am Gesamtstrommix bei.
Durch eine räumlich flexible Organisation der Grundrissgestaltung wird nicht nur auf verschiedenste Anwendungen im suburbanen Raum mit seinen stets spezifischen Örtlichkeiten abgezielt, sondern auch auf eine einfache Anpassung auf die sich wandelnden Bedürfnisse der Bewohner im Lebenszyklus des Gebäudes reagiert. Der Entwurf visualisiert diese Flexibilität durch seine bewusst ephemere Haltung dem Ort gegenüber.
Mobilität und Immobilität Durch die lokale Emissionsfreiheit rein elektrisch betriebener Fahrzeuge und die notwendige Neugestaltung der Ladeinfrastruktur in den Städten wachsen Mobilität und Wohnen zukünftig immer mehr zusammen. Im Konzept des ILEK wird diese Verknüpfung auf mehreren Ebenen herausgearbeitet und demonstriert: Schnittstellen ergeben sich hierbei in der Architektur, im Energiekonzept sowie ganz wesentlich über die Bewohner selbst. Um das Zusammenwachsen von Mobilität und Wohnen insbesondere auch der Öffentlichkeit näher zu bringen, werden die Besucher über ein mehrstufiges Ausstellungskonzept interaktiv in die Technologien und die Architektur mit eingebunden. Neben dem rationalen, aus den energetischen Anforderungen heraus entwickelten ‚Energiekern‘ und dessen Funktionalität in technologischer und räumlicher Hinsicht ist die gleichwertige integrative Behandlung von Plusenergiehaus und E-Mobil identitätsstiftend.