Das IBZ Berlin ist im April 2023 in das Berliner Denkmalbuch eingetragen worden, wie in den Jahren zuvor bereits die Bauten der IBA87 in den ehemaligen West-Berliner Stadtteilen Kreuzberg, Schöneberg, Tegel und ihre Ost-Berliner Gegenbauten am Gendarmenmarkt, im Nikolaiviertel und an der Friedrichstraße. Der Münchner Architekt Otto Steidle und sein Team (u.a. Siegwart Geiger) realisierte 1982/83 nicht nur einen bemerkenswerten Wohnungsbau als Fortsetzung der Gartenstadt Wilmersdorf, er schuf auch einen Leitbau für die Bauaufgabe der Internationalen Begegnungszentren, die an 50 deutschen Hochschulstandorten den internationalen Wissenschaftsaustausch beflügeln und seit den 1960er Jahren auch eine wichtige Säule des deutschen Demokratisierungsprozesses sind. Das aus einem Wettbewerb hervorgegangene IBZ Berlin ist zudem ein bemerkenswerter Bau der Berliner Postmoderne und ein Vorreiter für die wenig später stattfindenden IBA87 und das Prinzip der Kritischen Rekonstruktion.
Das IBZ als Ankerpunkt für Forschende aus der ganzen Welt platzt seit Jahren aufgrund der Krise auf den europäischen Wohnungsmärkten aus allen Nähten und kann sich vor Anfragen kaum retten. Das IBZ-Dach – ursprünglich für einen partizipativen Dachgarten gebaut – stünde als Potentialfläche für einen Weiterbau am Denkmal zur Verfügung. Aber auch die Idee der Grünräume und der Ausweitung des gemeinschaftlichen Begegnungsraums hat Charme und ist Angesicht der Klimaveränderungen eine interessante Option. Architekten und Forschende der Berliner Universitäten haben sich zur Nutzung von Garten und Dach spannende Gedanken gemacht und stellen diese in den Kontext eines behutsamen Weiterbauens am Denkmal.
Im nördlichen Berliner Metropolenraum befindet sich die seit mehr als 20 Jahren brachliegende ehemalige FDJ-Hochschule der DDR. Gegründet in den 1930er Jahren als privater Rückzugsort des NS-Propagandaministers Joseph Goebbels, wurde der Komplex 1946 von der neugegründeten Jugendorganisation übernommen und sukzessive in den darauffolgenden Jahrzehnten erweitert. Er ist heute ein wichtiges Zeugnis der deutschen Diktaturgeschichte des 20. Jahrhunderts, aber auch architektonisch ein wichtiges Denkmalensemble der Wiederaufbaujahre. Berlin als Eigentümerin möchte die Anlage loswerden und am liebsten abreißen. Die Gemeinde Wandlitz und der Landkreis Barnim verfolgen nach jahrelangem Kampf nun einen anderen Weg und wollen im Rahmen der Nationalen Projekte des Städtebaus (NPS) einen konzeptionellen Neuanfang wagen. Die jungen Architekten Jasmin Rettinger und Johannes Medebach haben im Rahmen ihrer Masterthesis einen wichtigen Beitrag für eine Annäherung an das Denkmalensemble präsentiert und stellen ihn nun in die aktuelle Debatte einer demokratischen Inwertsetzung des historischen Erinnerungsortes.
Berlins Landeskonservator, Christoph Rauhut und der Wandlitzer Bürgermeister, Oliver Borchert, führen thematisch in den Denkraum ein und nehmen dabei auch die Potentialer beider Orte für unsere demokratische Zukunft in den Blick.
DenkRAUMmal IBZ – Potential für Demokratie und internationalem Austausch
Eine Veranstaltung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (Ortskuratorium), des IBZ Berlin e.V. und des KulturerbeNetz.Berlin in Unterstützung des LDA Berlin
am 15. Oktober 2024, 17 Uhr im Dach des IBZ Berlin
Führung durch das Haus mit Siegwart Geiger, Gajana Holland und Andreas Barz
Treffpunkt Eingang IBZ Berlin 17 Uhr
Inhalte und Ablauf der Veranstaltung
Die vierstündige Veranstaltung (inklusive 20 Minuten Pause) ist in zwei Teile gegliedert und beginnt mit einer halbstündigen Führung durch das IBZ Berlin unter fachkundiger Leitung des Architekten Siegwart Geiger. Im IBZ-Dach finden sich die Teilnehmenden dann zu einer Podiumsdebatte mit anschließendem Publikumsgespräch zusammen. Für einen kleinen Imbiss und Getränke ist gesorgt. Die Veranstaltung findet in deutscher Sprache statt.
Start und Führung 17.00 Uhr (Vorplatz Wiesbadener Straße 18)
Begrüßung IBZ e.V. (AB) und DSD Ortskuratorium Berlin (Heike Pieper)
insgesamt maximal 5 Minuten
Führung durch das IBZ mit dem Architekten Siegwart Geiger
Siegwart Geiger, Andreas Barz und Gajana Holland
30 Minuten
Vorträge und Publikumsgespräch 18 Uhr
Einführung in das Thema, Vorstellung des IBZ Berlin als junges Baudenkmal und die Ideen des Weiterdenkens
Dr. Christoph Rauhut, Landeskonservator Berlin
10 Minuten
Transformation einer Idee – Das IBZ-Dach als städtischer Begegnungs- Wohn- und Grünraum
Malte Wilms, Moritz Wieczorek & Coll., UdK und AFLPMW
20 Minuten
Denkmale als Blaupause für eine Bauwende. Das IBZ als Lernort für den neuen Umgang mit dem Vorhandenen
Theresa Keilhacker, Architektin und Präsidentin der Architektenkammer Berlin
10 Minuten
Garten, Rankgerüst und Klimaresilienz – Das IBZ als Teil der Gartenstadt Wilmersdorf
Julia Lösse, LOCODROM
10 Minuten
Musikalische Pause
20 Minuten
Bogensee: Auftakt für einen Neuanfang. Einführung und Vorstellung.
Oliver Borchert, Bürgermeister der Gemeinde Wandlitz
10 Minuten
Vom Ort der autoritären Macht zu einem Denkraum der europäischen Demokratie
Andreas Barz, Vorstandsvorsitzender der Studentendorf Schlachtensee eG
15 Minuten
Bogensee den Spiegel vorhalten – Kontextualisierung von Architekturen aus totalitären Systemen
Präsentation der Ausstellung und Modelle
Jasmin Rettinger & Johannes Medebach
20 Minuten
Publikumsgespräch mit dem Podium
Einführung und Moderation Jens-Uwe Köhler (IBZ Berlin e. V.)
30 Minuten
Netzwerk, Musik, Imbiss und Getränke ab 20.30 Uhr
Schluss der Veranstaltung: ca. 21.00 Uhr