Veranstaltung „Denkmal demokratisch!“ am 15.10.2024, 17 Uhr im IBZ

Bildnachweis © Florian Hessler

Das IBZ Berlin ist im April 2023 in das Berliner Denkmalbuch eingetragen worden, wie in den Jahren zuvor bereits die Bauten der IBA87 in den ehemaligen West-Berliner Stadtteilen Kreuzberg, Schöneberg, Tegel und ihre Ost-Berliner Gegenbauten am Gendarmenmarkt, im Nikolaiviertel und an der Friedrichstraße. Der Münchner Architekt Otto Steidle und sein Team (u.a. Siegwart Geiger) realisierte 1982/83 nicht nur einen bemerkenswerten Wohnungsbau als Fortsetzung der Gartenstadt Wilmersdorf, er schuf auch einen Leitbau für die Bauaufgabe der Internationalen Begegnungszentren, die an 50 deutschen Hochschulstandorten den internationalen Wissenschaftsaustausch beflügeln und seit den 1960er Jahren auch eine wichtige Säule des deutschen Demokratisierungsprozesses sind. Das aus einem Wettbewerb hervorgegangene IBZ Berlin ist zudem ein bemerkenswerter Bau der Berliner Postmoderne und ein Vorreiter für die wenig später stattfindenden IBA87 und das Prinzip der Kritischen Rekonstruktion.

Das IBZ als Ankerpunkt für Forschende aus der ganzen Welt platzt seit Jahren aufgrund der Krise auf den europäischen Wohnungsmärkten aus allen Nähten und kann sich vor Anfragen kaum retten. Das IBZ-Dach – ursprünglich für einen partizipativen Dachgarten gebaut – stünde als Potentialfläche für einen Weiterbau am Denkmal zur Verfügung. Aber auch die Idee der Grünräume und der Ausweitung des gemeinschaftlichen Begegnungsraums hat Charme und ist Angesicht der Klimaveränderungen eine interessante Option. Architekten und Forschende der Berliner Universitäten haben sich zur Nutzung von Garten und Dach spannende Gedanken gemacht und stellen diese in den Kontext eines behutsamen Weiterbauens am Denkmal.

Im nördlichen Berliner Metropolenraum befindet sich die seit mehr als 20 Jahren brachliegende ehemalige FDJ-Hochschule der DDR. Gegründet in den 1930er Jahren als privater Rückzugsort des NS-Propagandaministers Joseph Goebbels, wurde der Komplex 1946 von der neugegründeten Jugendorganisation übernommen und sukzessive in den darauffolgenden Jahrzehnten erweitert. Er ist heute ein wichtiges Zeugnis der deutschen Diktaturgeschichte des 20. Jahrhunderts, aber auch architektonisch ein wichtiges Denkmalensemble der Wiederaufbaujahre. Berlin als Eigentümerin möchte die Anlage loswerden und am liebsten abreißen. Die Gemeinde Wandlitz und der Landkreis Barnim verfolgen nach jahrelangem Kampf nun einen anderen Weg und wollen im Rahmen der Nationalen Projekte des Städtebaus (NPS) einen konzeptionellen Neuanfang wagen. Die jungen Architekten Jasmin Rettinger und Johannes Medebach haben im Rahmen ihrer Masterthesis einen wichtigen Beitrag für eine Annäherung an das Denkmalensemble präsentiert und stellen ihn nun in die aktuelle Debatte einer demokratischen Inwertsetzung des historischen Erinnerungsortes.

Berlins Landeskonservator, Christoph Rauhut und der Wandlitzer Bürgermeister, Oliver Borchert, führen thematisch in den Denkraum ein und nehmen dabei auch die Potentialer beider Orte für unsere demokratische Zukunft in den Blick.

DenkRAUMmal IBZ – Potential für Demokratie und internationalem Austausch

Eine Veranstaltung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (Ortskuratorium), des IBZ Berlin e.V. und des KulturerbeNetz.Berlin in Unterstützung des LDA Berlin

am 15. Oktober 2024, 17 Uhr im Dach des IBZ Berlin

 

Führung durch das Haus mit Siegwart Geiger, Gajana Holland und Andreas Barz

Treffpunkt Eingang IBZ Berlin 17 Uhr

 

Inhalte und Ablauf der Veranstaltung

Die vierstündige Veranstaltung (inklusive 20 Minuten Pause) ist in zwei Teile gegliedert und beginnt mit einer halbstündigen Führung durch das IBZ Berlin unter fachkundiger Leitung des Architekten Siegwart Geiger. Im IBZ-Dach finden sich die Teilnehmenden dann zu einer Podiumsdebatte mit anschließendem Publikumsgespräch zusammen. Für einen kleinen Imbiss und Getränke ist gesorgt. Die Veranstaltung findet in deutscher Sprache statt.

Start und Führung 17.00 Uhr (Vorplatz Wiesbadener Straße 18)

Begrüßung IBZ e.V. (AB) und DSD Ortskuratorium Berlin (Heike Pieper)

insgesamt maximal 5 Minuten

Führung durch das IBZ mit dem Architekten Siegwart Geiger

Siegwart Geiger, Andreas Barz und Gajana Holland

30 Minuten

Vorträge und Publikumsgespräch 18 Uhr

Einführung in das Thema, Vorstellung des IBZ Berlin als junges Baudenkmal und die Ideen des Weiterdenkens

Dr. Christoph Rauhut, Landeskonservator Berlin

10 Minuten

Transformation einer Idee – Das IBZ-Dach als städtischer Begegnungs- Wohn- und Grünraum

Malte Wilms, Moritz Wieczorek & Coll., UdK und AFLPMW

20 Minuten

Denkmale als Blaupause für eine Bauwende. Das IBZ als Lernort für den neuen Umgang mit dem Vorhandenen

Theresa Keilhacker, Architektin und Präsidentin der Architektenkammer Berlin

10 Minuten

Garten, Rankgerüst und Klimaresilienz – Das IBZ als Teil der Gartenstadt Wilmersdorf

Julia Lösse, LOCODROM

10 Minuten

 

Musikalische Pause

20 Minuten

Bogensee: Auftakt für einen Neuanfang. Einführung und Vorstellung.

Oliver Borchert, Bürgermeister der Gemeinde Wandlitz

10 Minuten

Vom Ort der autoritären Macht zu einem Denkraum der europäischen Demokratie

Andreas Barz, Vorstandsvorsitzender der Studentendorf Schlachtensee eG

15 Minuten

Bogensee den Spiegel vorhalten – Kontextualisierung von Architekturen aus totalitären Systemen

Präsentation der Ausstellung und Modelle

Jasmin Rettinger & Johannes Medebach

20 Minuten

Publikumsgespräch mit dem Podium

Einführung und Moderation Jens-Uwe Köhler (IBZ Berlin e. V.)

30 Minuten

Netzwerk, Musik, Imbiss und Getränke ab 20.30 Uhr

Schluss der Veranstaltung: ca. 21.00 Uhr